aus der Chronik
Unser Dorf



Auszug 2 - Aus der Chronik:
Die Bockwindmühle
Wassermühlen waren die ersten Mühlen in Europa. Bereits die Römer haben sie genutzt. Glaubt man der Sage von der „Schön Kathrein von Vehlefanz“, so gab es einst in der Umgebung des Weinberges eine Wassermühle. Doch ist ihre Existenz weder durch Urkunden noch durch materielle Überreste nachweisbar.
Der Müller galt bis zum 16. Jahrhundert als „unehrenhaft“ und stand gesellschaftlich auf der Stufe der Weber und der Henker. Das änderte sich nach dem „Dreißigjährigen Krieg“. 1649 wird im Vehlefanzer Kirchenbuch erstmals ein Windmüller erwähnt, Joachim Malendorf. Ihm folgen 1677 der Windmüller Filipp und 1688 Müller Martin. Christian Hahn pachtete 1711 die Mühle an der Straße nach Eichstädt. Die „Mühlengerechtigkeit“ ist jetzt im königlichen Besitz. Es besteht Mahlzwang. Das heißt: die Vehlefanzer und Eichstädter Bauern müssen ihr Korn beim Müller Hahn malen lassen. 1733 zieht Hahn nach Bötzow, weil die Vehlefanzer Mühle in einem schlechten Zustand ist.
Georg Kabelitz in Königshorst hat 2 Mühlen zur Erbpacht. Er nimmt auch noch die Vehlefanzer Landmühle dazu und erklärt sich bereit, eine weitere Mühle zu bauen, wenn das königliche Amt das Holz finanziert. Bevor er seine Pläne umsetzen kann, stirbt er 1745. Seine Frau Anna Catharina, geb. Beling führt sein Handwerk weiter, obwohl sie weder lesen noch schreiben kann. Sie holt eine Mühle von Konigshorst nach Vehlefanz und baut auch die neue Mühle auf. Den Erbzinskontrakt mit dem königlichen Amt unterzeichnet sie mit 3 Kreuzen.
1810 wird der Mahlzwang aufgehoben. Daraufhin entstehen im Umkreis von Vehlefanz mehrere neue Mühlen, denn Konkurrenz belebt das Geschäft. Müller Kabelitz lässt am Ortsausgang nach Schwante 1815 eine zweigängige „Deutsche Mühle“ errichten.
Die Windmüllerei erreicht ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert. 1852 gab es in Brandenburg 2198 Bockwindmühlen und 139 Holländermühlen. In ganz Deutschland zerkleinerten um 1900 fast 18500 Windmühlen die Kornernte zu Schrot und Mehl. hms
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oben:
Die alte Vehlefanzer Schule
unten:
nach Umbau: seniorengerecht

Auszug 3 Aus der Chronik:
Die Alte Schule
Bildung, das hat die Oberschicht früh erkannt, sichert die Existenz. Schon Karl der Große hat die Kirchen aufgefordert, Schulen zu gründen. Um 1600 erschienen erste Landes-Schulverordnungen. Aber erst 120 Jahre später wurde die allgemeine Schulpflicht eingeführt.
Auch die Vehlefanzer haben die Zeichen der Zeit früh erkannt. Noch während des 30jährigen Krieges (Regent war der Große Kurfürst) wurde in Vehlefanz neben dem Pfarrhaus eine Schule eingerichtet.
In einem Kirchenbericht von 1715 wird vermerkt, dass 1640 der Küster und ein „besonderer Schulmeister“ in der Schule unterrichtet haben. Das erste Schulhaus, eine einstöckige Kate mit hohem Giebel, sei oft umgebaut worden, bevor es 1909 abgerissen wurde, um der jetzigen „Alten Schule“ Platz zu machen, die in nur 5 Monaten errichtet wurde. Sie kostete den Kaiser 36.500,00 Reichsmark und diente bis 1993 als Bildungsschmiede. Dann konnte die „Alte Schule“ den Ansprüchen der neuen Zeit nicht mehr gerecht werden.
Mit vielen Anekdoten erinnert der Vehlefanzer Chronist Helmut Schönberg an seine eigene Schulzeit von 1937 - 1945 in dem markanten Gebäude. Er erzählt: Hauptlehrer Otto Schulz, den alle „Vati“ nannten, stellte eine Schulordnung auf. Die Mädchen mussten nach dem Unterricht die Tafel säubern. Die Jungs hatten die Utensilien für die nächste Stunde aus dem Lehrerzimmer zu holen. "Wir Bengel nutzten die Gelegenheit, um uns in den „Doktorbüchern“ der Lehrerbibliothek über die Natur des weiblichen Geschlechts zu informieren". Es gab auch einen Schulgarten. Dort wuchsen Haselsträucher, deren Stöcke dienten den Lehrern als Zuchtmittel für aufmüpfige Schüler. "Bei der Gartenarbeit sorgten wir dafür, dass möglichst wenig Stöcke bis zur Nutzungsreife gelangten". Er hatte noch viele Geschichten auf Lager.
Viele Flüchtlinge mussten nach dem Krieg untergebracht werden. Die Schule wurde Kinderheim. Schulunterricht fand nur noch provisorisch im Parteiversammlungsraum statt. 1946 beginnt wieder ein normaler Schulunterricht. Schulleiterin ist jetzt Fräulein von Einem. Vati Schulz wurde fristlos entlassen. 1954 wird eine Baracke auf dem Schulhof aufgestellt. Die Schule wird Zentralschule für 400 Kinder aus Neu-Vehlefanz, Wolfslake, Klein-Ziethen, Schwante, Vehlefanz, Bärenklau und Eichstädt. Sie lernen im Schichtunterricht bis 1993 endlich ein modernes Schulgebäude eingeweiht werden konnte
Nach fast 20 Jahren "Dornröschenschlaf " wurde die „Alte Schule“ im Mai 2016 ihrer neuen Bestimmung übergeben. Heute beherbergt das über 100 Jahre alte Gebäude eine Arztpraxis, eine Tagespflege und 3 große, altersgerecht ausgestattete Wohnungen.
Dies ist ein Auszug aus der reich bebilderten Vehlefanzer Chronik (ca. A4-Format, kartongebunden). Für 20,00 Euro zu erwerben bei: Edda Schönberg, Tel: 03304-34677, in der Poststelle Vehlefanz bei Jannette Liedke und im Tourismusbüro an der Mühle, oder per Kontaktformular beim Heimatverein anfordern.